Peter Sloterdijks Philosophie hat eine Brückenfunktion zwischen der depressiv gestimmten Medienkritik der achtziger Jahre und dem Denken der Gegenwart. Ich möchte in meinem Beitrag vor allem zeigen, dass seine Identifikation des Raumes mit der „Mutter“, die er zu Beginn der Sphärentrilogie vorgenommen hat, die soft implosion in Bezug auf identitäre Diskurse der Metaphysik und der Gender Theorie aufgenommen hat, deren Folgen bis heute produktiv sind. Die monströse Zuschreibung des Mütterlichen an die Sphäre vollendete die Erosion der bisherigen binären, verdeckt ideologischen Logiken herbei oder förderte bzw. begleitete diese nachhaltig. Diese Implosion öffnete einen anderen Blick auf die Konstellation der Gegenwart bzw. war mittel- und unmittelbar daran beteiligt, diese zu produzieren, und zwar auf etwas andere Weise, als das die französischen Theoretiker taten. Daß Sloterdijk es war, der diesen monströsen Vorschlag ins Spiel gebracht hat, dass er es war, ist jedenfalls bedeutend. Er wurde auf diese Weise wichtiger Katalysator einer erdrutschartigen Verschiebung der Signifikanten, um es einmal so auszudrücken. Ob er gesehen hat, wohin diese Verschiebung tatsächlich führen wird, möchte ich gegen Ende dieses Artikels fragen. Außer Frage steht, daß er seine Zeitgenossenschaft mit dieser Energie der Transformation exemplarisch formuliert und vertreten hat.
Peter Sloterdijks philosophische poiesis, seine Gabe, rauschende scharfsinnige Erzählungen zu produzieren, war schon im frühen „Zauberbaum“ und in der „Kritik der zynischen Vernunft“ aufgefallen. Die Töne, die da angeschlagen wurden, ließen durch ihr neues und warmes Timbre aufhorchen, obgleich diese Töne nicht „lieb“ klangen. Im Zauberbaum war es das Interesse an der Suche gewesen, an einer Sucht, die auf „Anschluß“ geht, es war das Interesse an der Hypnose, am elektrischen Schlag, am Leib- und Erdgefühl. Hier kam eine spätromantische Botschaft in neuem Gewand wieder, die ihre Evangeliumstauglichkeit unter Beweis zu stellen hatte. Mesmer wurde von Sloterdijk als Versuchssubjekt engagiert, den er durch die poetischen und theoretischen Felder der Hypnoseforschung schickte. Über Jahre hinweg – das ließ sich auch noch in den Vorlesungen, die Sloterdijk in den neunziger Jahren an der Akademie der bildenden Künste in Wien gehalten hat, vernehmen – verdichtete sich sein Interesse an der Frage, wie man auf philosophischem Wege derjenigen Erinnerungen wieder habhaft werden könnte, die als die „entzogenen“ gelten. In Gegenbewegung zu einer Philosophie, die als „Symptom“ auftritt, zur Philosophie als „déformation professionelle“, ergriff Sloterdijk Partei für eine ursprüngliche, ja für eine frühkindliche Verfassung, die er von Zynikern, Hetzern und Existenzialisten bevorzugte Traumatisierungskarriere voranschreitender Individuation entgegen- und apriorisch voraussetzte. Als „enfant prodige“, allerdings nicht in-fans, sondern „valde fans“, sehr sprechend, trat Sloterdijk den Dienst als Prophet seiner Zeit an, die sich, wie sich nachgerade immer deutlicher sehen lässt, anschickte, die morschen Ideale eines resignativen Erwachsenseins fahren zu lassen, um auf eine Infantilisierung zu setzen, deren Nutzen oder Schaden zunächst nicht festzulegen war. In dieser Zeit verströmte Sloterdijk zweifelsohne jene Aura des „Gruppen-Lieblings“ und „Frauenverstehers“, die viele, ob sie nun im Psycho- und Gruppenuntergrund aktiv waren oder nicht, gerne gehabt hätten. Er verkörperte einen neuen Typus von Denker, den es so zuvor noch nicht gegeben hatte. Sein Aufstieg in diejenige Ebene, in welcher Individuen Exempla sind, wurde „pneumatisch“ befördert durch die Reaktion, die sein Reden und Schreiben in seiner eigenen Generation und bei den nur wenig Älteren hervorrief. Aber auch die ganz jungen Leute bekamen das Gefühl, dass Sloterdijk ihnen etwas Wesentliches wiedergeben würde.
1997 machte sich Sloterdijk an das Riesenprojekt der Sphärentrilogie. Der Gang der Individuation wurde von ihm aufs kräftigste gegen die bisherige Richtung gebürstet. Gegen das Primat der Trennung setzte er das der Verbindung, der Symbiose und des Zusammenseins. Keine als „kindisch“ philosophisch gesnobbte Kategorie war ihm zu gering, er griff mit sicherer Hand „daneben“. Die sich retrospektiv nachträglich als sinnige intellektuelle Mode zu erkennen gebende Attitüde eines, dem Härtetest durch das Nihil trotzenden Superminds – von dieser Sorte ist, nach eigenem Zeugnis, der nun über hundertjährige Claude Lévi-Strauss – konnte Sloterdijk wenig abgewinnen. Seine Leitbegriffe wurden etwa Nähe, Verwöhnung, Hege und ein „extra-uterines Frühjahr“. Das protopolitische Projekt der Philosophie war für ihn als Untersuchung der sozialen Bindekräfte, ihres Zustandekommens und der Mittel ihrer Erhaltung definiert.
Die Sphäre bildete in dieser Beziehung einen metaphysischen topos von grosser Attraktivität. Was nun dieses Sphärenprojekt so besonders machte, war wohl auch der Umstand, dass Sloterdijk hier ein Weg offen zu stehen schien, der ihm erlaubte, das Wesen des Zusammenseins ohne die überwachungslogischen Selbstanzeigen zu erfassen, die der Idee der Konsensuswirtschaft in der Philosophie Jürgen Habermas’ vorausgesetzt sind. Darüber hinaus aber war wohl Sloterdijks bedeutendste Affirmation der Umstand, dass das Soziale notwendig ein Moment der Räumlichkeit mitführt. Dieses Räumliche selbst schien ihm die erste Bedingung des Zusammenseins zu sein und zudem eine Struktur zu transportieren, die ästhetisch entfaltet werden konnte: zuerst als Kosmologie und dann als Architektur. Das Moment der Verkörperung, das durch diese Verräumlichung des Sozialen notwendig ins Zentrum rückte, fusionierte mit den Interessen der aufblühenden Kulturwissenschaften am Thema des Leiblichen bzw. der mit ihm verbundenen sozialen Gedächtnisleistung. Ferner führte es ganz unmittelbar das Leitmotiv des Affekts und Affektiven ein, was auch den sich intensiv mit Nietzsche befassenden Intellektuellen und überhaupt einer gewissen dem Akademismus der Philosophie gegensteuernden Bewegung gefallen musste. Sich mit einem großen Thema zu befassen hat übrigens immer den Vorteil, dass auch endlose Deklinationen es immer noch nicht erschöpft haben werden. Die Sphärenmetaphysik hatte bereits mehrere historische Wellen produziert, bevor sich Sloterdijk auf diese anschauliche philosophische Figur besann.
Eine frühe epochale Sphärologie hatte die Gnosis formuliert, die in der Sphäre die Geistkugel dargestellt sah. Der Neuplatonismus richtete wiederum sein Interesse auf diese in der Sphäre vorliegende Möglichkeit, die Konspiration aller Geister oder die Einheit der Seele abzubilden. Innerhalb der mittalterlichen Metaphysik war es vor allem der Bischof von Lincoln, Robert Grosseteste, der das Sphärenthema aufnahm, um seine theologischen Ansprüche an die maximale „capacitas“ Gottes zu diskutieren 1. In der Renaissance hatte also die Sphäre als philosophischer topos bereits eine breit gefächerte Geschichte durchlebt und, das lässt sich nun schon deutlich sehen, war von unterschiedlichen Absichten theoretisch engagiert gewesen. Mit Grossetestes Abhandlung allerdings hatte sich eine bereits von Paulus ins Spiel gebrachte Idee der „Einwohnung“ wieder hervorgetan, die in der Sphäre eine geheimnisvolle Darstellung Gottes selbst und folglich auch seiner Dreifaltigkeit sah. Das Rätsel der Selbstverräumlichung Gottes in der Schöpfung schien beispielsweise dem bedeutenden Astronomen Johannes Kepler ohne das Sphärenmodell überhaupt unverständlich bleiben zu müssen. Er nannte die Sphäre eine „adumbratio“ Gottes, eine Erscheinung im Modus des Schattens, also eine anschauliche Hülle des Unanschaulichen. Er schrieb dem Mittelpunkt den Ort des Vaters, dem Intermedium den Geist und der Oberfläche die schöpferische Ekstase des Sohnes in der Welt zu 2. Diese Interpretation hatte dem Vorteil, dass sie, was die Kugel selbst angeht, immer noch als Intermedium Geist war, also das, was Parmenides in ihr bereits gesehen hatte. Die Codierung der Sphäre im Sinne der Schöpfungstheologie erlaubte also überhaupt einen neuen Blick auf den Raum, der konsequent für diejenigen Metaphysiker, die man heute als theoretische Physiker bezeichnen würde, zum zentralen Thema ihrer Auseinandersetzungen avancierte. Dieser Fokus auf den Raum erklärt sich daraus, daß die Astronomie die Leitdisziplin der naturwissenschaftlichen Revolution der Frühen Neuzeit war. Dies wiederum scheint deswegen der Fall gewesen zu sein, weil die Positionsbestimmung der Erde unmittelbar als Voraussetzung der Positionsbestimmung des Menschlichen selbst angesehen wurde. Die Astronomie hat daher ihren anthropo-politischen Ton nicht verloren, also nicht einmal mit dem Einsetzen des Kultes der hard facts, wie man an Hawkings Popularität sehen kann.
Leibniz rekurriert übrigens in einem Brief noch einmal auf die Sentenz des Paulus, wenn er den Raum als dasjenige beschreibt, in dem Gott uns wesenhaft gegenwärtig ist 3, wir uns selbst befinden und existieren. Das Motiv des In-Seins, das zugleich eine soziale und affektive Qualität mitgibt, ist hier bereits auf eine auch für Sloterdijks Absichten brauchbare Weise formuliert worden. Während allerdings, wie das in Thomas Leinkaufs Rekonstruktionen zum Neuplatonismus besonders Marsilio Ficinos gut zu sehen ist, dieser Raum erstens Domäne des Vaters bleibt und in zweiter Linie – in unfehlbarer Konsequenz – einer von vornehmlich geistiger, intelligibler Qualitäten, verschmilzt Sloterdijks die Sphäre mit dem Topos des Schoßraumes und der Wohnung. Sloterdijks Sphäre stellt das Prinzip der Dimensionalität und des Plastischen in den Vordergrund und macht Ernst damit, die gesamte Grammatik des Raumes mit den Prinzipien mütterlicher Seinshege und Körperstiftung theoretisch zu infizieren. Der wirklich „heiße“ Band der Sphärentrilogie ist daher der erste, in dem genau das formuliert wird. Die Interpretationen der sozialen und politischen Logik, wiederum als Architektur, und der baulichen Voraussetzungen des Zusammenseins wären, insofern sie Übersetzungen und Ableitungen der ersten radikalen These sind, in ähnlicher Weise auch aus der älteren Sphärenmetaphysik, aus dem Neuplatonismus etwa, herauszudestillieren gewesen.
Sloterdijk nimmt in diesem ersten Band der Sphärentrilogie eine Idee von Thomas Macho auf, der eine Position des in Stellvertretungen immer wieder eingenommenen und neu besetzten Ur-Zwillings vorgestellt hatte. Dieser Ur-Zwilling – es handelt sich um die rätselhafte Placenta – macht aus Menschen wesentlich Begleitete, die die erste Nähe mit immer neuen Mitteln realisieren und reaktivieren. Das Fehlen einer klaren Ich-Du-Struktur führt in diese erste Beziehung eine Mehrdeutigkeit ein, die ermöglicht, dass die Partnerwahl, um es einmal so zu sagen, keine Option zwischen Ding und Du ausschließt 4. Die Mutter, soweit sie den mächtigen Rahmen dieser Konstruktion abgibt, bildet das Behaltende, die Hülle, die zwar gewechselt werden kann (Geburt als Hüllenwechsel), gleichwohl aber gilt: man kommt vom Regen in die Traufe, vom Uterus zum Haus.
In höchstem Grade bemerkenswert ist der Umstand, dass die Mutter hier gerade nicht in der Weise vorkommt, wie man trivialerweise unterstellen hätte wollen: das Kind kommt nämlich in erster Linie nicht von der Mutter, sondern entsteht gemeinsam mit dem Ur-Zwilling in der „Mutterheit“, die selbst nichts ist als ein erster Raum, mit dem das Raumprinzip schon als ver-bindlich realisiert ist. Man würde meinen, dass, wenn man der Nabelschnur wie einer Lunte folgte, direkt am anderen Ende die Mutter ist. Sloterdijk sieht da etwas anderes und schlägt philosophisches Kapital aus dem Umstand, dass die Nabelschnur eben nicht bei der Mutter (womöglich im Nabel der Mutter, wie eine häufig produzierte inter-ombilicale Imagination unterstellt), sondern an der Placenta endet. Diese steht nur insofern mit der Mutter in Beziehung, als sie diese zu Gunsten des Fötus um deren „Lebensmittel“ schröpft. Die Placenta vertritt also nicht die Mutter, sondern trennt diese vielmehr sogar auf komplizierte Weise immunologisch vom Fötus, was theoretisch den Schluß nahe legt, dass das Kind eigentlich und in Wahrheit nicht von der Mutter kommt, sondern nur aus ihr („ex Maria virgine“, wie es im lateinischen Credo heißt). Sloterdijk hat also, quod erat demonstrandum, bewiesen, dass das Kind nicht von der Mutter kommt. Wenn er also das Monströse gedacht hat, indem er die Sphäre mütterlich hat werden lassen, dann in der Weise, dass er dem Mütterlichen einen mindestens ebenso begrifflichen und abstrakten Status zugewiesen hat wie ihn das Väterliche im Paralleluniversum der theologischen Sphärenlehre bereits besessen hatte. Die Verherrlichung der Mutter, die das impliziert, ist- dies eine bekümmernde Nachricht für Feministinnen – keineswegs auf direktem Wege für biologische Mutterindividuen verwertbar. Eine Verherrlichung der Mutter liegt nur insofern vor, als festgestellt wird, dass eine unpersönliche oder transpersonale Mutterheit bis in reale Mütter hinein wirkt und diese damit zu Sphärenektypen macht. Wenn also das Kind mutterlieb und die Mutter kindlieb sind, dann geschieht das nicht automatisch, weil sich das Mutter-Kind-Binom als erstrangige binäre Maschine in Gang setzte, sondern weil beide sekundär, die Raumgunst der Nähe genießend, sich gegenseitig in Innig-keit zum jeweiligen Stellvertreter ihres Ur-Zwillings machen. An dieser Stelle nun liegt also das philosophische Monströse offen vor unseren Augen. Es kann nämlich, diesem Prinzip zufolge, die Mutterheit überall auftreten, nicht nur in biologischen „Müttern“. Daß das so ist, ist nicht neu. Aber wie diese Idee von Sloterdijk ausgeweitet wird zu einem Universale, das ist ein Revolution.
Alpais von Cudot beispielsweise beschreibt eine Vision am Grab des Abtes Gilduin:
„Als sie auf sein Grab hinblickte, sah sie, daß der über seinen Leichnam gelegte Stein entweder in zwei Teile geborsten oder von dort entfernt war. Der Abt aber erhob sich von dort und setzte sich, legte seine Hand an seine rechte Brustwarze und drückte und ließ daraus reichlich Milch fließen, so daß er alle Brüder, die – wie es schien – den Abt umgaben, sowohl im Kapitelsaal als auch im übrigen Kloster genügend besprengte.“ 5
„Mutter“ ist eine „Position“, und nach Sloterdijks Apologetik ist sie auf dem besten Wege, in einem metaphysischen Kompendium den Anfang zu machen (nicht wie bei Giordano Bruno das Chaos, der Abyss und das Feld). Es handelt sich bei „Mutter“, nach Sloterdijk, um eine transpersonale und transhumane Kraft, man könnte sagen: um ein Prädikat im Sinne Spinozas. Sie im Rahmen der philosophischen Sphärologie zu beschreiben wäre mindestens genauso richtig und wichtig, wie sie unter dem Vorzeichen der theoretischen Physik zu entfalten.
Mit der Verschiebung, die Sloterdjk in der Interpretation der Sphäre vorgenommen hat, wurde zugleich die Geschlechterdifferenz, die in ihrer politischen Form ausnahmslos die Bewertungen aus einem Kampf um das Privileg der Zeugung transportiert, in zwei folgenreichen Schritten bearbeitet: zunächst wird durch die Bezugnahme auf das Mütterliche ein Ausgleich zwischen den Repräsentationen der Geschlechter erreicht. Der eine gewaltige theoretische Kurzschluß, der den Schöpfungsraum mit dem Weiblichen in Verbindung setzt, gibt in Summe so viel her wie die vielen kleineren und größeren „Zündungen“ in Abhandlungen und Herleitungen, die bisher dem Gottvater die Hauptleistung der Weltwerdung gutgeschrieben respektive streitig gemacht hatten. Und dann wird in Sloterdijks Entwurf in einem zweiten, entscheidenden Schritt auch diese Differenz zwischen Vater und Mutter in der Weise überholt, so dass am Ende nur Modifikationen der Nähe unter dem Horizont primordialer Räumlichkeit und ihrem semiotischen Stufenbau übrig bleiben. Diese sind die in den Bänden Zwei und Drei der „Sphären“ entfalteten „ambient qualities“, konstellative soziale Plastiken, die sich nur insofern noch vom Primat der Mutterheit hinterfangen sind, als diese immer mäzenatischer Raum ist, ganz so, wie Derrida die platonische chora gedacht hatte.
Wofür „Mutterheit“ als stellvertretend eingesetzt wird, ist daher die Qualität der Verbindung und der Bindung, die den Vorzug gegenüber der der Trennung und der Individuation erhält. Eine solche Position transportiert natürlich einen Ethos, und man würde dazu neigen, ihr einen beträchtlichen sozialen und politischen Anspruch zuzugestehen. Zumindest ist die apriorische Geltung der Bindung VOR der Trennung die revolutionäre Umkehrung der philosophischen Mythen der Amnesie, des Lapsus und des Solipsismus. Daß die Bindungs-Lehre überhaupt die „schönere“ ist, daran lässt sich nicht zweifeln. Diese einnehmende Wirkung entfaltet sie allerdings nur, solange nicht die Töne der medientheoretischen Manipulation oder des psychotischen Katastrophismus hören lässt. Im Übrigen nimmt Sloterdijk nur an wenigen Passagen seiner Sphärentrilogie Bezug auf medientheoretische Zusammenhänge. Das kann natürlich keine ernsthafte Kritik sein, wenn man bedenkt, dass seine Projektidee die einer großräumigen ontologischen Erzählung ist. Trotzdem müsste man sagen, dass die medientheoretische bzw. medienkritische Perspektive eine Dimension der Logik der Bindung enthüllt hätte, die hinsichtlich der Konsequenzen, die sich aus Sloterdijks sphärologischem Ansatz ziehen lassen, relevant ist. Wenn nämlich Sein In-Sein ist, im Raum sein, welcher hegende, mäzenatische Eigenschaften aufweist, dann schlägt der individuelle Heroismus, der die zentrale Idee der europäischen Moderne war, um in eine Art traumwandlerischer Existenz, die eher passive als aktive Momente aufweist. Das Stichwort, das hier fallen muß und auch fallen wird, ist Manipulation. Die Durchlässigkeit des gebundenen bzw. bindungswilligen Menschen macht ihn zum Objekt, zum Adressaten und Konsument von Seiten einer transpersonalen, räumlich ausgedehnten „Matrix“. Auch wenn sich wohlige Zustände einstellen mögen, gibt es für eine derart bezogene Anbindung („on-line“) einen Preis. Diese Dimension hatte Jean Baudrillard in einer kurzen, äußerst luziden Passage des auch ansonsten prophetischen philosophischen Text „Der symbolische Tausch und der Tod“ formuliert. Er schreibt: „- die Repression wird nicht mehr im Namen des Vaters vollzogen, sondern in gewisser Weise im Namen der Mutter. Weil der symbolische Tausch durch das Inzestverbot begründet wurde, bedeutet jede Aufhebung (Zensur, Verdrängung, Vernichtung) dieser Ebene des symbolischen Tauschs einen Prozeß der inzestuösen Regression.“ 6 Den Verdacht, der sich unter diesem Horizont erhebt, erläutert Baudrillard folgendermaßen: „Eine Angst, die tiefer geht als die vor der genitalen Frustration, denn sie ist die Angst vor der Zerstörung des Symbolischen und des Tauschs, vor einer inzestuösen Situation, in der dem Subjekt sogar sein eigener Mangel fehlt – eine Angst, die sich heute überall in der Phobie und Zwangsvorstellung der Manipulation äußert.“ 7
Baudrillard hatte die sich auf die eine Seite der Medaille fokussiert, wie Sloterdijk sich, zumindest tendenziell, auf die andere. Baudrillard gießt den Medien- und Zivilisationspessimismus über das Thema der „Mutterheit“ 8 aus, Sloterdijk dagegen kehrt deren förderliche Seiten heraus. Das ganze Thema wäre dann umschrieben, wenn beide Seiten zusammen gesehen werden. Baudrillard hatte deshalb einigermaßen hellsichtig gefordert: „Jede künftige Revolution wird diese fundamentale Voraussetzung berücksichtigen müssen und – zwischen dem Gesetz des Vaters und dem Wunsch der Mutter, zwischen dem Zyklus Repression/Überschreitung und dem Zyklus Regression/Manipulation – die Form der symbolischen Artikulation wieder finden müssen“ 9. Die technische Form der Bewirtschaftung der „Anschlussstellen“ (an welchen Sloterdijk vielleicht noch Nachwirkungen der „Verkabelung“ mit der Placenta sehen würde) und die Folgen der grundlegenden Manipulierbarkeit werden nämlich den Gewinn nicht schmälern, den der Ruck in Richtung auf atmosphärische Medialität in der Gegenwart erzeugt. Dieser Gewinn beruht in einer Neubewertung des Fühlens, des Mit-Fühlens. Gesetzt den Fall, dass sich in unmittelbarer Zukunft der Logos der Erde selbst enthüllte – was in Blick auf die dringend anstehende Erschließung neuer Energien der Fokus der wirklich relevanten Forschungsfragen wäre – , wenn sich in Folge dessen auch die Beziehung, die die Erde im Raum zu anderen Sternen, Sonnen – wie beispielsweise Alcyon – und Galaxien aufweist, an Bedeutung gewinnen würde, dann könnten Fähigkeiten des Erfühlens und Orakelns sogar zu wesentlichen Grundlagen einer „interstellaren Kommunikation“ aufsteigen. Auch die Antennenfunktion der lebendigen „Festkörper“ würde auf neue Weise erkannt und kommentiert werden können. Die Vorbereitung zur entsprechenden Aufweitung der philosophischen Rahmenbedingungen sind, wie wir sehen, bereits abgeschlossen.
Diese Vorbereitungen haben ein neues Licht auch auf die Debatten geworfen, die über die Struktur der gegenwärtigen Ökonomie geführt werden. Die Frage nämlich ist, ob und in welcher Weise der menschliche Leib, und zwar vor allem auch in seiner “sexualisierten“ Form, für diese Ökonomie unter den neuen Vorzeichen noch, und wenn ja in welcher Form, wesentlich ist. Bevor über „Immaterielle Arbeit“ gesprochen wird und über das Ende von „Produktionsbedingungen“ im Zeitalter des „Cyberproletariat“, muß noch einmal die Frage nach dem Status von Arbeit, des konstitutiven “Mangels“ und der daraus resultierenden symbolischen und existenziellen Bewertung von „Geld“ gestellt werden. Falls das “Recht auf Arbeit“ auf einem Begriff vom Körper aufruht, der nichts weniger denn als
„Budgetbelastung“ zu deklarieren ist, dann ist das Setting des „arbeitenden Körpers“ selbst niemals anders als als Prostitution zu sehen. Um überhaupt eine Form der Existenz zu denken, die nicht schon in sich als „schuldhaft“ abzuarbeiten ist, müsste also das Konzept der Kindheit und der Jugend zu einer Verallgemeinerung kommen. Der Erwachsene wächst sich wie von selbst nämlich just in jene Falle hinein, in der ihm sein bisheriges „Gratisleben“ vorgehalten wird. Die Idee des „Wunschkindes“ würde den idealen Grund für eine Umkehrung des aus Schuld generierten Lebens bilden, da für dieses nicht die Haltung der Sorge charakteristisch ist (wie für Heideggers „Patriarchen“), sondern das Umsorgtsein. Bis hierher also hatte Sloterdijk seine Kategorientafel außerordentlich hellsichtig angelegt.
Die narzistische Kränkung, die bisher das Eintauchen in das Berufleben bedeutete – nämlich die Feststellung, dass Existenz auf keinen Fall ein Geschenk sei, sondern verdient werden müsste – könnte durch das Aufdauerstellen des Modells Jugend umgangen werden (Bedingung dafür ist das Grundgehalt). Pierre Klossowski meinte im Übrigen sinnigerweise, dass Gerechtigkeit in der Arbeitswelt notwendigerweise darauf hinauslaufen hätte müssen, dass man für seine Arbeit mit „Frauen“ bezahlt würde. Der Eintritt in die männliche Welt der Sorge scheint also mit der Phantasie verkoppelt gewesen zu sein, dass als Entschädigung für die Prostitution die Prostituierten zu gelten hätten. Der weibliche Körper taucht hier unmißverständlich als derjenige Opferkörper auf, der bezahlt bzw. mit dem bezahlt wird. Mit dem weiblichen Körper, der sich hier ins Zentrum der symbolischen Struktur schiebt, ist aber nicht der Mutterkörper gemeint, sondern der junge, jugendliche weibliche Körper des Mädchens oder „Fräuleins“. In demjenigen Shift, der die ökonomische Ordnung von einem konstitutiven Mangel auf die universale „wellness“ verschiebt, in welcher der Mangel unwahrnehmbar geworden ist, wird der Mutterkörper als Ort einer „Produktion“ relevant, die „gratis“ und „natürlich“ ist und daher aus der Kapitalisierung ausgeschlossen. Der Mutterkörper gibt die Signatur der neuen Ökonomie vor, während es jedoch „das Mädchen“ als das universal Mitfühlende ist, welches das Modell der psychischen Stimmung einer neuen Gesellschaft vorgibt (pathologisch im Symptom der Psychose, nicht der Hysterie). Donna Haraway hat in ihrem neuen Buch „When species meet“ diesen Sachverhalt vor allem an der contact zone zwischen Mensch und Tier, genauer: zwischen Frau und Hund autobiographisch unterlegt nachvollzogen 10. Baudrillard nannte denselben Sachverhalt – die Erstrangigkeit der Einfühlung vor etwa Distanziertheit und Kritik – im Übrigen die „inzestuöse Manipulation“, was eine entschieden negative Bewertung beinhaltet. Das „Inzestuöse“, das er gesehen hatte, ist bei Haraway wiederum als Kompetenz einer neuen biosociality beschrieben. Haraway meint, dass sich Individuen gegenseitig „steuern“ 11. „Inzest“ als Spielart der Symbiose wäre dann nicht mehr das Schreckgespenst der Ödipalisierung, sondern ein höherer „Originalzustand“, die Aufhebung des „Gesetzes“, ein Sein von gemäßigter Spannung, von „fötalisierender“ und „symbiogenetischer“ Stimmung durchzogen. Atmosphärisch wird dadurch eher die nicht durch das Inzestverbot markierte Mutter-Tochter-Einheit erfaßt. Wenn das Versorgtwerden dem Sorge-Tragen gegenüber bevorzugt wird, dann schlägt der symbolischen Ordnung der Mutter die Stunde, wie richtig Baudrillard meinte. Allerdings – so viel müsste ergänzt werden – gilt dies nicht allein durch die sphärische Ausdehnung von „Mutter“ im Sinne Sloterdijks, sondern auch für die fordernde Kraft des Begehrens seitens der „SymbiotikerInnen“. Es bleibt zu fragen, ob die Erfüllung des Wunsches der Mutter, den die „Neuen Kindlichen“ als identisch mit der Erfüllung ihres eigenen Wunsches phantasieren, wirklich nur derartig haarsträubend wie in Hitchcocks „Psycho“ zu interpretieren ist. Baudrillard hatte früh hier eine Form der Manipulation ausgemacht, die überdies im Gegensatz zur patriarchalischen Version besonders heimtückisch und gefährlich, nicht mit tragischem Gebrüll, sondern „soft“ daherkommt 12.
Donna Haraways neue Einsichten jedoch lassen aufhorchen. Sie weisen in die Richtung einer philosophischen Anthropologie vom Typ der Sphärologie Sloterdijks, die Menschen als fühlende Wesen unter dem Horizont einer „mutterheitlichen“ chora beschreibt. Menschen werden definiert als solche, die in der Bindung sind und auch bleiben. Auf dem Hintergrund eines psychoanalytischen Signifikanten-Sets wäre dieser Charakter in der Tat vollständig mit der Figur des Mädchens beschrieben 13. Das Mädchens war im Plot der bürgerlichen Familie dasjenige Wesen, das dem Inzestverbot in Bezug auf die Mutter entging 14. Wenn die Mutter ein Erstes verkörpert, das körper- und raumgebende Prinzip, dann ist die Tochter bzw. das Mädchen, das die Verbindung mit dieser „Mutter“ ohne Riß und Bruch aufrecht erhält, die leitende Figur einer bindungswilligen Gegenwart. Irgendwie ist die Tochter noch nicht „verbraucht“; sie war in allem, aber nie als sie selbst. Genau das aber wird die neue Leitkompetenz unter dem Vorzeichen dessen was Baudrillard die “inzestuöse Manipulation“ genannt hatte. Von der Mutter als „Enthaltende“ oder Behälter (Container-Du) ausgehend lässt sich die Charakteristik des „Enthaltenen“ nur kategorial, nicht in seiner Qualität bestimmen. Das Mädchen „steckt“ immer zu einem Teil in der Mutter. Es repräsentiert also direkt „den Zugang“, das Mit-Gefühl, die Wahrheit des „Zwillingswesens“, des sozialen Binoms. Wenn schon Mutterheit nicht, wie es endlich durch Sloterdijks Analysen klar geworden sein muß, eine auf reale biologische Mütter beschränkte Wesensart ist, sondern eine Kraft, die wie ein Fluidum aufgefangen und akkumuliert werden kann, dann gilt dies auch für die „Tochterkraft“. Man sollte sich also von den medienweltlichen und technologischen Bedingungen der zeitgenössischen Bindungswelt keinesfalls dazu verleiten lassen, die positiven Möglichkeiten der universal girl zu übersehen. Sie ist es, die uns ermöglichen wird, in vielfältige Identitäten einzutauchen. Sie ist das „Orakelwissen“, die Fähigkeit, verschiedene Gruppenidentitäten zu „erfühlen“, und zwar auch solche, die weit im Jenseits der Gattungsgrenzen liegen. Mit ihrer Hilfe werden wir zusehends leichter uns in die verschiedenen Gruppenidentitäten, die bis heute so hart und unversöhnlich aufeinander prallen, hineinbegeben können. Eine außerordentlich bedeutsame Kompetenz. Diese kommt in realen Töchtern vor, aber auch sonst überall. Sie ist – um es einmal so auszudrücken – der desanthropomorphisierte Typus der Existenz unter dem systemischen Vorzeichen „Gaia“ oder „Terra“. Sie gibt die neue Erkenntnisform vor, die Signatur eines neuen Zeitalters.
In seinem jüngsten Buch „Die schrecklichen Kinder der Neuzeit“ (2014) nimmt Sloterdijk den Faden wieder auf, diesmal geht es um die Frage nach der Generationenfolge: wie verhalten sich die Generationen zueinander, verhalten sie sich solidarisch oder revolutionär zueinander? Sloterdijk zeigt, dass der Generationenbruch, die Negation der Elterngeneration zum Motor einer auf die Idee der Erfindung und Erneuerung aufbauenden Kultur wird. Diesmal steht nicht so sehr die Mutter im Zentrum der Untersuchung, sondern der Vater, der in komplizierten, aber seltsamerweise unauffälligen Operationen abgeschafft wird. In dem Maße, in dem „Gott Vater“ als geeigneter „Vater für alle“ eingesetzt wird, dankt der reale Familienvater unter dem Patronat des Heiligen Joseph ab. Der Sohn, der bisher im Schatten des Patrons stand, kolportiert seine Vaterlosigkeit im doppelten Sinne: als Aufkündigung des Gesetzes und als Nichtigkeitserklärung der unmittelbaren symbolischen und genetischen Wirkung des Vaters. Die abstrakte „Mutterheit“ der Sphärologie wird hier also nicht wieder um ihr väterliches Äquivalent bereichert, d.h. dass Gott Vater zielgerichtet neben die ontologischer ausgeweitete „Mutter“ gestellt würde. Vielmehr wird zu Ende gedacht, was in Sphären I angelegt worden war, dass nämlich Menschen nicht total von ihren Eltern kommen, dass sie in mehrdimensionalen, komplizierten Architekturen sich erfinden, erkennen, befreien. Zweifelsohne ist die Umwertung der Mutter in Sphären I von ganz anderer Qualität als die Umwertung des Vaters in „Die schrecklichen Kinder der Neuzeit“, der zu Gunsten des Sohnes abdankt. Übrig bleiben folglich die mit dem Raum verschmolzene monströse Mutter und der sich ohne Vater erfindende Sohn. Ist das jetzt die Wiederbelebung des Ödipus? Oder eine Überschreitung aller familiären Positonen? In dem Augenblick, in dem der Fokus von den Eltern abgezogen wird und die systemischen Größen der produktiven Erde erstrangig („Fortpflanzung“) unter die Bedingungen der menschlichen Reproduktion und Sozialisation gereiht werden, kann sich die Fiktion der „Genetik“ umstandslos ausbreiten, die Idee einer desubjektivierten Maschinerie der Spezies-Reproduktion, die längst in die allmählich sich zum Standard erhebenden Reproduktionstechnologien investiert ist. Wie sieht es damit aus? Bereitet Sloterdijk mit seinen substanziellen Beiträgen zur Elternlosigkeit eine Zukunft der technischen Reproduktion vor bzw. legitimiert er sie? In der Bifurkation der systemisch-technischen/erdlogischen und der subjektiven, schicksalsförmigen Anteile der Reproduktion und der Generationenfolge bezieht sich Sloterdijk auf die subjektiv erzählbaren und revolutionär reklamierbaren Dimensionen, was so viel bedeutet wie: er ontologisiert das bloss „Technische“ an der Reproduktion. Indem er auch in „Die schrecklichen Kinder der Neuzeit“ die lange Geschichte als Forschungsmittel einsetzt, wird immerhin deutlich, wie gut und tief gegründet das Zeitalter der Reproduktionstechnologien vorbereitet worden war, was Sloterdijk mit seinen Überlegungen zur „Selbsterschaffung“ des Menschen, mit dem „bösen“ Wort „Züchtung“ bezeichnet, ausgeführt hat. Worum es nun, nach der Abschaffung der Eltern bzw. der Entdeckung ihrer Reproduzierbarkeit geht, ist die erfolgreiche Suche nach jener Selbstverankerung im übergeordneten Bindungsgeschehen, die eine Blüte der Freiheit vom Elternterrorismus aller Schattierungen wäre. Es ist nicht ausgeschlossen, dass noch ausreichend Wut und Trauer solchem Blühen im Wege sein könnte.
- Immer noch verbindliche philosophiehistorische Auskünfte sind einzuholen von: Dietrich Mahnke: Unendliche Sphäre und Allmittelpunkt, Halle 1937, Reprint Stuttgart-Bad Cannstatt 1966. Ausführlich ferner die jüngere Summa von Michel-Pierre Lerner: Le Monde des Sphères: Vol.I Génèse et Triomphe d’une Représentation Cosmique Paris 1996, und Vol.II La Fin du Cosmos Classique, Paris 1997→
- S.dazu: Elisabeth von Samsonow: Die Erzeugung des Sichtbaren. Die philosophische Begründung naturwissenschaftlicher Wahrheit bei Johannes Kepler, München 1986, bes. IV Metaphysik Das Sphärensymbol, S.36-46→
- G.W.F.Leibniz: Streitschriften zwischen Leibniz und Clarke,in: ders.: Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie, übs. von A.Buchenau, mit Einleitungen und Erläuterungen von Ernst Cassirer, Bd. I, Hamburg 1966 (Dritte Auflage), S.138→
- Mit einer Klarheit, die nichts zu wünschen übrig lässt, hat dies Heinrich Rombach in seiner „Strukturanthropologie“ als Zeichen der Gegenwart interpretiert. Die menschliche Exzellenz ginge, wie man seiner Darstellung entnehmen kann, zusehends in eine Interferenz mit „Welt“ über, die sich von allem Möglichen vertreten lässt. Selbst das alte Modell von „Feindschaft“ geht dabei in die Brüche. S. Heinrich Rombach: Strukturanthropologie, Kap.7 Der Schritt über den Menschen hinaus, S.197ff und Kap.8, Der „Neue Mensch “, bes. S.123f→
- Peter Dinzelbacher: Mittelalterliche Visionsliteratur. Eine Anthologie, Darmstadt 1989, S.135→
- Jean Baudrillard: Der symbolische Tausch und der Tod (frz. L’échange symbolique et la mort, Paris 1976), übersetzt von Gerd Bergfleth, Gabriele Ricke und Ronald Vouillié, Berlin 2005, S.178→
- ebda.→
- Das tut im Übrigen auch Marie-Luise Angerer, die in ihrer Kritik des Affekts genau diesen Aspekt der universalen Manipulation heraushebt.→
- Jean Baudrillard, a.a.O., S.178f→
- Donna Haraway: When species meet, besonders Part II.Notes of a Sportwriter’s Daughter/ Able Bodies and Companion Species, Minneapolis 2008→
- “Living Histories in the Contact Zone”, ebda., S.35ff→
- Baudrillard gibt als Charakteristika an: „- sie ist nicht mehr gewaltsam: die Unterdrückung ist friedfertig“, a.a.O., S.176→
- s. dazu ausführlich: Elisabeth von Samsonow: Anti Elektra. Totemismus und Schizogamie, Zürich-Berlin 2007.Erstaunlich auch Donna Haraways Diktum: „Partners do not pre-exist their relating: the partners are precisely what come aout of the inter-and-intra-relating of fleshly, significant, semiotic-material being…Indeed. Perhaps this is the daughter’s knowledge(…)”, ebda., S.165→
- Daß es eine Inzestgefährdung des Mädchens von Seiten des Vaters gibt, ist durch jüngere Vorfälle wieder drastisch ins Bewusstsein zurück gekehrt.→